Waldbegang mit Staatsministerin Michaela Kaniber
Zukunftswald geht nur miteinander
von Dr. Monika Konnert und Alfons Leitenbacher
© Dr. Monika Konnert
Zu einem gemeinsamen Waldbegang mit Staatsministerin Michaela Kaniber hatten das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Traunstein und die Kreisgruppe Berchtesgadener Land im Bayerischen Jagdverband Grundeigentümer, Waldbauern, Jäger, und Vertreter zuständiger Behörden nach Patting bei Weildorf, Gemeinde Teisendorf, eingeladen. Anhand konkreter Waldbilder sollten gemeinsam zukunftsfähige Strategien "Wald-Wild-Jagd" diskutiert werden, so dass eine neue Generation klimatoleranterer Mischwälder aufwachsen kann.
Das Thema sei von höchstem Interesse, so die Forstministerin, deshalb sei es ihr wichtig, sich vor Ort ein Bild von Wald und Jagd zu verschaffen. Denn der Klimawandel schreite deutlich schneller voran als angenommen und bringe auch die Wälder in Bayern in Stressituationen. Der Umbau in Mischwälder müsse daher offensiv vorangetrieben werden. Dabei spiele die Jagd eine Schlüsselrolle, damit sich die Wälder der Zukunft frühzeitig im Schutz der Altbestände etablieren und die Naturverjüngung oder die durch Pflanzung eingebrachten Bäumchen nicht gleich verbissen werden. Deshalb seien flächig waldverträgliche Wildbestände unbedingt notwendig.
Waldumbau mit angepassten Wildbeständen
Bei einem Rundgang durch das Gemeinschaftsjagdrevier Weildorf II wurden an einem sogenannten "Käferloch", wo die Fichte durch Borkenkäferbefall ausgefallen ist, die Probleme der Fichte im Klimawandel diskutiert. Alfons Leitenbacher, der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein (AELF), zeigte anhand der Standort- und Risikokarte für den Wald bei Patting, dass in naher Zukunft aufgrund des Klimawandels das Risiko der Fichte deutlich zunehmen wird. Andere Baumarten wie Tanne und Buche werden mit dem Klima der Zukunft besser zurechtkommen. Daher sei der Waldumbau hin zu klimatoleranten Mischwäldern mit vielen Baumarten ein Gebot der Stunde. An vielen Stellen sei in den Wäldern Naturverjüngung unterschiedlichster Baumarten vorhanden, so Leitenbacher, und zeigte am Beispiel einer ein Quadratmeter großen, markierten Fläche, dass darunter neben kleinen Fichten auch Tannen- und Buchensämlinge sind. Damit sie hochkommen können, müsse das Pflegekonzept und der Wildbestand passen. Leider sei im Landkreis der Anteil "günstiger" und "tragbarer" Reviere zurückgegangen. Dies müsse man ändern, so die Forstministerin. Vor allem die "dauerhaft roten" Reviere habe man nicht nur in unserer Region, sondern bayernweit im Blick. "Für sie sollen neben der behördlichen Abschußplanung auf die Beteiligten und die Region maßgeschneiderte Leitlinien erarbeitet werden, die eine eigenverantwortliche Umsetzung vor Ort ermöglichen", so Kaniber. Dies habe das Ministerium im Januar beschlossen und an die Landratsämter als Weisung hinausgegeben. Generell wurde insbesondere von den Waldbesitzervertretern gefordert, dass die Untere Jagdbehörde die gesetzlichen Vorgaben noch konsequenter umsetzen und die Grundeigentümer besser schützen müssten.
Waldbesitzer, Förster und Jäger müssen an einem Strang ziehen
Die Jäger im Landkreis würden sich bemühen, dass artenreiche und naturnahe Mischwälder aufwachsen können, so der Vorstand der Jäger im Landkreis, Hans Berger. Solche Wälder bieten auch dem Wild besten Lebensraum. Im Gemeinschaftsjagdrevier Weildorf II, so Tobias Berger, sei man mit dem neuen Rehwildjagdkonzept, das er vorstellte, auf einem sehr guten Weg. Hans Berger berichtete über die bisherigen Ergebnisse der Arbeitsgruppe "Bewirtschaftung von Rehwildrevieren". In der Gruppe arbeiten Vertreter der Grundeigentümer, der Jägerschaft, des AELF und der Jagdberater für Niederwild der unteren Jagdbehörde am Landratsamt zusammen. Im Zentrum steht dabei das klare Bekenntnis, dass ein waldverträglicher Wildbestand auf möglichst ganzer Fläche das gemeinsame Ziel ist und jagdliche Probleme vor Ort mit den Beteiligten geregelt werden müssen. Waldbewirtschaftung und Waldaufbau sollten besser aufeinander abgestimmt werden. Außerdem sollen vielfältige tierschutzgerechte Jagdmethoden einschließlich revierübergreifender Jagden zur Anwendung kommen und die Lebensräume des Wildes außerhalb des Waldes aktiv verbessert werden. Einig sei man sich auch, dass angepasste Rehwildbestände bei uns im Normalfall keine Fütterung brauchen, außer in "echten" Notzeiten, wo aber keinesfalls Kraftfutter ausgebracht werden dürfe.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe - ein Modell für Bayern
In der anschließenden angeregten Diskussion zeigte sich, dass die einzelnen Interessensgruppen durchaus auch unterschiedliche Meinungen vertreten, dass man aber offen und konstruktiv miteinander redet und im Grundsatz dasselbe Ziel verfolgt: Den Wald zukunftstauglich zu machen. Staatsministerin Michaela Kaniber lobte auch die "Kultur des Miteinanders", die hier in der Region gelebt werde. Es sei richtig, dass man sich angesichts der dramatischen Situation für den Wald im Landkreis entschlossen habe, sich auf Augenhöhe zu begegnen und miteinander zu reden. Dies sei der richtige Weg und zeige, dass sich jeder, Grundeigentümer, Waldbesitzer, Förster, Jäger, seiner Verantwortung bewußt sei und sich den Herausforderungen stelle. Dies könne ein Modell für ganz Bayern sein.